Anthropozän

Kunde: Deutsches Museum

Jahr: 2015

Museen und Ausstellungen

Willkommen im Zeitalter des Menschen. Die Wechselausstellung zeigt, wie der Mensch den Planeten prägt – im Schlechten wie im Guten. In welch gewaltigem Ausmaß der Mensch die Erde seit seinem ersten Auftritt auf der Weltbühne vor rund 250.000 Jahren verändert hat, steht im Zentrum einer Sonderausstellung im Deutschen Museum München, seines Zeichens größtes naturwissenschaftlich-technisches Museum des Planeten.

facts and fiction wird gemeinsam mit Klaus Hollenbeck Architekten mit der Aufgabe betraut, in der Gestaltung und Umsetzung von „Willkommen im Anthropozän“ Spuren zu hinterlassen. Es geht darum, Geschichte, Gegenwart und – vermutete – Zukunft der neuesten Ära zu visualisieren. Ein Fall für unser Atelier krafthaus.

Der Begriff Anthropozän beschreibt die Idee eines um 1800 beginnenden neuen Erdzeitalters, das durch die tiefen Eingriffe des Menschen in die Geo- und Biosphäre gekennzeichnet ist. War der Homo sapiens im Pleistozän noch als Jäger*in erfolgreich und schaffte er/sie im Holozän als Ackerbauer*in und Viehzüchter*in den Aufstieg zum Big Player im System Erde, so ist das Anthropozän gekennzeichnet von der globalen Industrialisierung und Technisierung. Statt in Biomen – natürlichen Lebensräumen – leben wir heute in Anthromen, sprich Kulturlandschaften.

Der Mensch verantwortet so einiges: Durch die massive Nutzung fossiler Energieträger hat sich die Zusammensetzung der Atmosphäre geändert; die Durchschnittstemperatur ist gestiegen. Materialien wie Plastik werden zu einem Problem für Ozeane und Tiere; Staudämme und Kanalbau beeinflussen Fließmuster von Gewässern. Und das ist bei Weitem nicht alles. Auf Themenplatten, die an die Bruchstücke eines einst zusammenhängenden Kontinents erinnern, werden sechs Hauptthemen inszeniert: Urbanität und Ressourcen, Mobilität, Mensch-Maschine, Natur, Ernährung und Evolution. In der Summe geben sie Einblick in die Wechselwirkungen, die das Anthropozän prägen.

Als Referenz zum Ort, dem Deutschen Museum, fungiert ein weiteres, dominantes Ausstellungselement. Es handelt sich um ein zwanzig Meter breites und drei Meter hohes Objektregal, das scheinbar komplett aus Wellpappe besteht. In ausgefrästen Hohlräumen beinhaltet es typische Objekte der Technik- und Wissenschaftsgeschichte. Sie stehen für die prägende Rolle der Technik im Anthropozän. Über kaligrafische Zeichnungen und Querverweise werden sie zueinander wie in einem Skizzenbuch in Beziehung gesetzt.

Eine Medieninstallation aus unterschiedlichsten Monitoren, gestaltet als Würfel von drei Metern Kantenlänge, verweist auf die Bedeutung der Medien in der globalisierten Gesellschaft des Anthropozäns. Auf dem zentral platzierten Screen laufen „Anthropozän-Spots“, die verschiedene Themen des Anthropozäns in Form unterhaltsamer Werbeclips darstellen. Sie enden alle mit dem Slogan: „Du bist anthropozän.“ So wird auf unsere Rolle als globale Akteur*innen verwiesen, egal wie klein wir unseren Wirkungsradius einschätzen mögen.

Die Ausstellung erzählt von Chancen und Risiken, vom zerstörerischen Potenzial des Menschen und seinen einzigartigen kreativen und geistigen Möglichkeiten. Daraus erwächst die Möglichkeit, aber auch die Verantwortung, das Anthropozän zu gestalten. Am Ende des Rundgangs werden die Besucher*innen eingeladen, sich symbolisch als Gärtner*innen des Anthropozäns zu betätigen. Sie können mithilfe von selbst gefalteten Origami Blumen eine Landschaft gestalten und damit ihre Spuren in der Ausstellung hinterlassen. Die Besucher*innen äußern auf diesen Papierblüten ihre Gedanken und Ideen zum Anthropozän in der Hoffnung, dass diese in der Zukunft Früchte tragen werden.