Das Buddenbrookhaus in Lübeck zählt zu den erfolgreichsten Literaturmuseen Deutschlands. Das Haus in der Mengstraße 4 ist gleichermaßen bekannt als Handlungsort von Thomas Manns Roman die Buddenbrooks und zugleich Stammsitz der Familie Mann. Mit dem Erwerb des Gebäudes in der Mengstraße 6 erhält das Museum in Zukunft weitere Räumlichkeiten und kann damit die Ausstellungsfläche deutlich vergrößern auf ca. 800 qm. Hinter den historischen Fassaden, die beide erhalten werden, entsteht ein Neubau, der den Besucher*innen einen Rundgang durch die Dauerausstellung und die Sonderausstellung bietet. Bibliothek, Museumspädagogik und Shop finden ebenfalls in dem Gebäude Platz.
facts and fiction ist mit allen Kernleistungen wie Szenografie, Grafikkonzept, Medienkonzept, Ausstellungstechnik- und Lichtplanung beauftragt die umfangreiche Dauerausstellung zu gestalten. In zehn Stationen wird das Leben der beiden Brüder Thomas und Heinrich Mann sowie ihrer Familie von Lübeck hinaus in die Welt erzählt. Die inhaltlichen Schwerpunkte werden auf die Biographie und die literarischen Werke gelegt und verbinden sich vor dem Hintergrund des jeweiligen Zeitgeschehens zu einer gesamtheitlichen Erzählung. Ausgehend von der historischen Kaufmannsdiele im Buddenbrookhaus, die zur Zeitreise einlädt, erfahren die Besucher*innen im Verlauf der Ausstellung, was es heißt ein Schriftsteller zu sein. Sie lernen die Familien der Brüder kennen und erleben den zeitlichen Wandel von den glorreichen 20er Jahren bis zum Aufkommen des Nationalsozialismus, der schließlich dazu geführt hat, dass die Familie Mann ins Exil geflohen ist. Nach der Rückkehr aus dem amerikanischen Exil nach Europa schließt die Ausstellung mit dem Blick auf den Mythos Mann, der bis heute nachwirkt und die beeindruckende Geschichte einer Familiendynastie in allen Facetten spiegelt. Einen wesentlichen Aspekt der Erzählung bilden die sogenannten Literaturinseln. Jeder Station sind ein oder zwei literarische Werke zugeordnet, bestehend aus einer objekthaften und einer auditiven Inszenierung. Wie in einem begehbaren Hörbuch, können die Besucher*innen so in die literarische Welt der Manns eintauchen.
Jede Station ist durch ein eigenes individuelles Raumbild geprägt. Diese Inszenierungen bilden den Rahmen für unterschiedlichste Exponate sowie analoge und mediale Vertiefungsstationen. So erleben die Besucher*innen zunächst eine echte Lübecker Kaufmannsdiele, erkunden die Schreibtische der Brüder Mann, betreten das Familienalbum und geraten mitten in den Bruderzwist von Thomas und Heinrich Mann, die förmlich zum Leben erweckt werden. Der gesellschaftlich-politische Zustand der glänzenden 20er Jahren und die Bedrohung des aufkommenden Nationalsozialismus wird ganz konkret in eine räumliche Situation übersetzt, die diese Stimmung zwischen Offenheit und Beklemmung förmlich auf die Besucher*innen überträgt. Mit dem tatsächlichen Übergang über eine Brücke von einem Haus in das andere wird anhand der Architektur auch für die Besucher*innen der Gang ins Exil nachvollziehbar und führt weiter von der Passstation über den Seecontainer in das amerikanische Exil in Pacific Palisades. Die Zeit in der Schweiz wird symbolisiert durch ein beeindruckendes Vitrinenelement in Form eines Schweizer Kreuzes, bevor abschließend eine bunte und vielfältige Schreibtischinszenierung die Tätigkeiten und Wirkorte der Mann-Kinder und ihre stetigen Verbindungen untereinander darstellt.
Die Erzählung der Inhalte funktioniert hauptsächlich über Zitate der einzelnen Protagonist*innen, die in umfangreichen und vielfältigen Wandtapeten mit Fotos, Bildern, Originalexponaten, Büchern und weiteren Objekten verwoben werden. Interaktive Exponate wie beispielsweise eine Literaturmaschine oder eine Druckmaschine, eine Deutschlandkarte mit schwenkbaren Monitoren und ein kinetisches Modell, welches die unterschiedlichen Bau- und Nutzungsphasen dem literarischen Buddenbrookhaus gegenüberstellt, vermitteln anschaulich und unterhaltsam den jeweiligen Inhalt.
Gegliedert wird die Ausstellung in ihrer Vielfalt durch wiederkehrende Formate, welche den Besucher*innen Orientierung geben. So lassen sich die Literaturinseln an ihrer tinten-blauen Farbe und einer kreisrunden Form erkennen, die sich im jeweiligen Symbol bzw. Objekt wiederfindet. Die Absender der einzelnen Zitate sind nicht nur namentlich gekennzeichnet, sondern mit Illustrationen versehen, die eigens dafür von der Künstlerin Tina Berning angefertigt wurden.
Das Projekt entsteht im Auftrag der Hansestadt Lübeck/Gebäudemanagement und in enger Zusammenarbeit mit dem Buddenbrookhaus/Kulturstiftung Lübeck.
Wesentliche Projektpartner sind TMH+S Architekten Lübeck. Das Projekt wird schrittweise umgesetzt bis 2028.